Überholung der Windentrommelbremsen

Geschrieben von Webmaster am .

"Zwischen den Feiertagen hatte ich etwas Zeit, also habe ich schon einmal viele Dinge der Standardwartung an der Winde ausgeführt. Die Bremsen an den Trommeln müssen wir aber mal dezidiert angehen, das ist so nicht mehr schön" konstatiert Windenpate David Tempel Anfang 2022. Doch was hat es damit auf sich? Genauer nachgeschaut, ist auf der Winde im Prinzip eigentlich ein LKW verbaut. Sechszylinder-Reihendiesel, Drehmomentenwandler und eine Achse mit Differential könnte man so auch auf der Straße finden, nur dass statt der Räder die Seiltrommeln der Winde auf den Enden der Achse stecken. Dazu ist die Achse so modifiziert, dass das Differential gesperrt ist. Die originale Backenbremse der LKW Achse nutzen wir dabei noch zum Bremsen, wenn die Seile mit einem PKW von der Winde zum Start gezogen werden, damit sich das System nicht aufschaukelt oder die Trommel nachdreht. Das kann Schlaufen auf der Trommel erzeugen und wenn die herunterspringen, gibt es einen epischen Fitz, der dann nur schwer zu entwirren ist.

Diese Bremsen haben vermutlich um die 30 Jahre klaglos funktioniert, nur letztes Jahr wurde die Bremswirkung immer ungleichmäßiger und ruckeliger. "Dann reißen wir das mal auseinander und schauen uns das an" legen wir, David und Webmaster Martin fest. Wie genau so eine Bremse aufgebaut ist, wissen wir derweil nicht und auch der Typ der Achse stellt uns noch vor Fragen. Aber egal, irgendwie muss das ja am LKW auch abgehen. Also bewaffnet sich David mit einer 32mm Stecknuss, Ratsche und "Zöllig Roääh", das wir als Verlängerung nehmen.

Rasche und "Zöllig Rohr": Lösen der Trommelschrauben

Etwas Überzeugung brauchte es, um die Schrauben aufzubekommen, aber glücklicherweise war nichts festgerostet. Wie bekommt man nun die Trommel, immerhin eine solide Schweißkonstruktion aus mindestens 12mm starken Stahlblechen, da runter, ohne sie sich auf die Füße zu werfen? Bernds hydraulischer Flugzeugheber war die perfekte Lösung. Zwei Kanthölzer drauflegen, damit die Trommel keine Kerben macht und man konnte sie ausheben.

Hochdrücken der Trommel mit hydraulischem Flugzeugheber

Mit vereinen Kräften haben wir das Teil dann abbekommen...

Vorsichtig die Trommel von der Achse ziehen

Danach hat sich Inis gleich mit Lappen und Waschbenzinpulle die Innenseite der Trommel vorgenommen. Die war ordentlich schwarz - eine Mischung aus Öl, Flugplatzstaub und Ruß hatte sich die letzten Jahrzehnte dort festgesetzt. "Der Pek war echt zäh, aber ich hab ihn ab..." spricht sie einige Zeit später sichtlich zufrieden, als der rote Lack wieder glänzt.

Da sieht die Innenseite der Trommel wieder aus wie neu...

Wie machen wir nun weiter? Die Woche drauf ziehen wir dann die eigentliche Bremstrommel ab und fahren damit zu "MAN Manni", eigentlich Nutzfahrzeuge Schärling, in Gamsen.

Bremstrommel abbauen...

Der wirft nur kurz einen Blick rein und meint: "Naja eigentlich will ich Euch ja was verkaufen, davon leben wir ja, aber die sieht ja noch aus wie neu. Schleift die Bremsbacken etwas an, macht alles ordentlich sauber und schraubt das wieder zusammen, das geht noch..." bekommen wir zu hören. Okay, das klingt gut.

Also überlegt Martin, wie er am Wochenende später die Bremsbacken anschleifen und aufrauhen kann. Erstens ist das alles schlecht zugänglich und zweitens auch saudreckig. Die Dinger müssen raus, beschließt er. "Da wirst Du Deinen Spaß mit den dicken Federn haben, die bekommst Du kaum gespannt..." kommentiert Bernd Schulte das nur. Okay, Challenge accepted, Martin will es wissen. Eine Stunde versucht er, das mit Schraubendrehern und ähnlichen Sachen abzubekommen. Eine aufgeschlagene Hand später steht die Entscheidung fest, ein Spezialwerkzeug muss her. Aus ein paar Stahlresten schweißt er es zusammen und hängt die Federn aus.

Zugwerkzeug zum Federn aushängen

Einhängen...

Und mit einem kräftigen Zug aus dem Oberarm sind die Federn ab...

Federn ausgehangen

Danach können die Bolzen der Bremsbacken ausgetrieben werden. Da alles echt staubig ist, waschen wir die Bremsbacken, schleifen sie dann an, machen alles blitzeblank sauber und auch ein paar gute Finger frisches Fett finden ihren Weg in die Lager von Bremsbackenbolzen und der Druckrolle der Betätigung. Ausreichend dick sind die Beläge noch, die halten auch noch 30 Jahre...

Bremsbackenbolzen - so ein LKW braucht schon etwas Kraft

Ausgebaute Bremsbacke mit Andruckrolle nach dem Putzen

Mittagspausenbockwurst vom 60 Jahre alten Benzinkocher :-P

Weiter geht es mit dem Anschleifen der Bremsbacken. Aufrauhen der Oberfläche hilft, den Eingriff zu verbessern. Auch die Innenseiten der gusseisernen Trommeln schleifen wir aus. Hier hatte sich ewas Rost breitgemacht und wir vermuten, dass das auch die Ursache für den unrunden Lauf war. Rost ist dicker als Stahl, deswegen eiert das und der Reibbeiwert unterscheidet sich aus. Beides irgendwie nicht schön...

David beim Aufrauhen der Bremsbeläge

Damit sind wir mit den eigentlichen Arbeiten an den Teilen fertig, jetzt kommt der Zusammenbau. Also die Bremsbacken wieder montieren, alle Kontaktflächen fetten (nein, nur nicht die Bremse ;-)...

Montieren der Bremsbacken

Danach wird die Bremstrommel draufgeschoben und die Seiltrommel kann direkt im Anschluss aufgesetzt werden. Jetzt wird es Zeit, alles festzuschrauben!

Martin findet eine sinnvolle Nutzung für die fünf Finger der linken Hand...

Anschließend ziehen wir noch alle Trommelmuttern an - fertig :-)

Feierabend - da ist die Trommel wieder drauf!!