2016 Quali Lüsse

15.07.: Ankunft

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Am Freitag begann mit der Anreise zum Flugplatz Lüsse bei Bad Belzig in Brandenburg für mich, dem motorisierten Segelflugzeug Arcus mit dem Wettbewerbskennzeichen GF mit Gerrit Feige als Pilot und Luigi (Jens Mühlmann) als Copilot der erste Qualifikationswettbewerb meines Daseins. Mein Pilot wollte, dass wir ganz früh in Lüsse ankommen, deshalb zog mich sein Vater Kersten schon am Freitag Morgen von Wilsche aus in meinem Transportanhänger nach Lüsse, wo wir als erste ankamen. Mein Pilot und Copilot kamen deutlich nach uns an. Mein Aufrüsten, also das Anbringen meiner Tragflächen an meinen Rumpf und das Montieren meines Höhenruders ging problemlos über die Bühne.

Harren wir der Dinge... (Das Foto stammt aber aus Tschechien, ein aktuelles gibts gerade nicht, weil es in Strömen gießt...)


Durch die frühe Ankunft konnte noch meine obligatorische technische Kontrolle durchgeführt werden. Ohne technische Kontrolle darf nämlich heute kein Segelflugzeug mehr an einem Wettbewerb teilnehmen. Bei der technischen Kontrolle wird überprüft, ob das vorgeführte Flugzeug mit seinen gemeldeten und technischen Daten übereinstimmt. In der Regel gibt es hierbei immer irgend ein Problem, denn bei den Segelflugzeugen ist es wie bei den Autos. Die technischen Daten stimmen manchmal mit der Wirklichkeit nicht überein. Bei der meiner Wägung kam dann überraschenderweise heraus, dass ich schwerer bin, als es mein Pilot geglaubt hatte.  Diese Tatsache wird bei den täglichen Wettbewerbsflügen spürbare Auswirkungen haben.    

Nach der Kontrolle wurde ich zum Abstellplatz gezogen und bekam meine wetterfesten Bezüge angelegt. Diese Bezüge schützen meine Oberfläche vor Staub und Regen und erlauben es meiner Besatzung, mich nicht jeden Abend wieder abrüsten und morgens wieder aufrüsten zu müssen.

16.07.: Trainingstag

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Heute sollte es mit dem Fliegen losgehen. Also wurden mir meine Bezüge abgenommen und ich wurde zum Fliegen vorbereitet. Diese Vorbereitung kann schön aufwändig sein. Meine Besatzung muss sich ihre Sitzplätze so einrichten, dass sie mit angelegtem Fallschirm einen Wettbewerbsflug von bis sechs Stunden Dauer bequem und ohne Krämpfe oder blaue Flecken überstehen kann. Außerdem muss noch Verpflegung und Trinkwasser so verstaut werden, dass meine Besatzung sie während des Fluges erreichen können. Außerdem wandern noch etliche Frischhaltebeutel in meine Seitentaschen. Irgendwie muss ja das Getrunkene auch wieder entsorgt werden....

Natürlich sorgen sich meine Piloten nicht nur um ihr sondern auch um mein Wohl. Ich werde also gründlich gecheckt. Das bedeutet, dass meine Piloten kontrollieren, dass mein Äußeres unbeschadet ist, dass alle Ruder angeschlossen sind und leichtgängig funktionieren und dass mit meinem Motor alles in Ordnung ist.

Außerdem werden auch noch meine Tanks mit Benzin und Wasser gefüllt. In den Benzintank, der in meinem Rumpf eingebaut ist, kommt der Kraftstoff, den mein Motor zum Laufen braucht. Das Wasser kommt in die Tanks, die in meinen Tragflächen eingebaut sind. Für das Wassertanken kommt wieder das Ergebnis meiner Wägung und das meiner Piloten ins Spiel. Nach den Wettbewerbsregeln in der Offenen Klasse, für die mein Pilot seine Teilnahme angemeldet hat, gilt, dass mein Gewicht einschließlich Besatzung nicht mehr als 800 kg betragen darf. Die Einhaltung des Gewichtslimits wird an jedem Wettbewerbstag bei allen Flugzeugen kontrolliert. Diese Kontrollen schreibt die Wettbewerbsordnung vor, weil ein schweres Flugzeug aus einer bestimmten Höhe weiter gleiten kann als das selbe Flugzeug mit geringerem Gewicht.

Und dann ging es tatsächlich los. Ich wurde in die Startbahn gezogen, Gerrit und Luigi stiegen ein, machten es sich gemütlich, schnallten sich an, mein Motor wurde angelassen, die Haube wurde geschlossen und Gerrit gab Gas. Ab ging die Post. Das Wetter war herrlich und ermöglichte mir, in der aufsteigenden Luft mit Steigeschwindigkeiten von bis zu 3 Meter pro Sekunde nach oben zu klettern.

Gerrit und sein Teampartner Lars Hagemann, der in einem weiteren Arcus saß, flogen in knapp vier Stunden bis nach Polen und wieder zurück. Das waren also 360 km Flugweg, die ich mit etwas mehr als 100 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit zurückgelegt hat. Meine Piloten kamen freudestrahlend wieder in Lüsse an und waren mit dem ersten Trainingstag mehr als zufrieden.

Dieser Flug und der von Florian Wagner, der auch vom LSV Gifhorn in Lüsse den Wettbewerb in der Clubklasse mitfliegen wird, haben unseren Verein weiterhin einen der oberen Plätze in der zweiten Segelflug-Bundesliga gesichert.

17.07.: Kein Training...

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Dieser Tag hätte der zweite Trainigstag für mich werden sollen, aber Petrus war dagegen und hat kein flugfähiges Wetter über Lüsse erzeugt. Somit hatte meine Besatzung viel Zeit sich mit dem neuen und deshalb ungewohnten Navigationscomputer mit dem Namen LX9000 zu beschäftigen.


Am Abend, nachdem mir meine Piloten wieder meinen Schlafanzug angelegt hatten, fand dann die offizielle Eröffnung des Wettbewerbs und das so genannte Eröffnungsbriefing statt. Solch ein Briefing ist für alle Teilnehmer eine Pflichtveranstaltung. In ihm werden alle relevanten Regularien und Regeln für das Verhalten auf dem Flugplatz und die sportliche Wertungen der Flüge erklärt und besprochen. Somit sollte für den ersten Wertungstag alles geklärt sein. Danach trafen sich die meisten Piloten bei den extra aufgestellten Getränkewagen zu einem gemütlichen Plausch über mich und die anderen teilnehmenden Flugmaschinen sowie über das Wetter oder die Gewinnchancen, oder, oder, oder.  

18.07.: Erster (neutralisierter) Wertungstag

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Heute kamen meine Piloten fröhlich zu mir, packten mich aus meinem Schlafanzug aus, trennten meine Batterien vom Ladegerät und gossen wieder Wasser in die Tanks meiner Tragflächen und in meine Seitenleitwerksflosse. Diese Arbeiten müssen zu Beginn eines jeden Flugtages mit mir gemacht werden. Natürlich führten Gerrit und Luigi auch noch einen gründlich Check mit mir durch. Danach wurde ich, wie die meisten meiner Flugmaschinenkollegen wieder gewogen, denn ich darf ja beim Start mit meinen Piloten nicht schwerer als 800 kg wiegen. Diese Gewichtsgrenze schreibt die Segelflug-Wettbewerbs-Ordnung (SWO) für die Flugzeuge der Offenen Klasse vor. Laut Wägung war ich wieder zu schwer und Gerrit musste mit betrübten Gesicht ein Teil des eingefüllten Wassers wieder ablassen.

Mit dem nun korrekten Gewicht ging es per Autoschlepp zu meinen anderen Kameraden an den Anfang des Flugplatzes in die Startaufstellung, dem so genannten Grid. Hier traf ich dann auch das zweite Flugzeug, das von Wilsche hierher nach Lüsse zum Wettbewerb gezogen wurde. Das ist ein Einsitzer vom Typ LS1c, das in der Club-Klasse fliegt. Sein Wettbewerbskennzeichen ist T und sein Pilot heißt Florian Wagner.

Die Startbereitschaft, eine Uhrzeit zu der wir und alle Piloten zum Starten bereit sein sollen, wurde von der Wettbewerbsleitung auf 12.00 Uhr festgesetzt. Leider hatte sich die dichte Bewölkung bis dahin noch nicht verzogen, so dass die Tagesaufgaben verkleinert und die Startbereitschaft auf 13.00 Uhr verschoben wurden. Auch danach mussten wir weiter auf besseres Wetter warten...

Unsere Piloten saßen in Grüppchen auf dem Rasen und fachsimpelten, welche Klasse wohl zuerst dem Wetter geopfert werden würde. Um 14:00 war klar, dass die T und ihre Kameraden aus der Club-Klasse und der Doppelsitzer-Klasse heute nicht fliegen dürfen. Ich sollte mich weiterhin zum Fliegen bereit halten, bis meine Crew um 14:30 die Nachricht bekam, dass auch die Offene Klasse wegen des bescheidenen Wetters nicht fliegen darf. Danach war auch für mich klar, dass die T wieder in ihren Anhänger muss.

Meine Besatzung wollte aber den Tag noch nutzen um einen weiteren Testflug durchzuführen. In dem voran gegangenem Flug war Gerrit nämlich mit meiner Schwerpunktlage nicht zufrieden. Deshalb ist jetzt in meiner Seitenleitwerksflosse weniger als 10 Liter Wasser. Und mit diesem geringeren Heckgewicht fliege ich bei der aktuellen Besatzung von Gerrit und Luigi deutlich besser als bei meinem letzten Flug.

Feierabend...


Nach dem Flug wurde ich noch liebevoll geputzt und von den Insekten befreit, bekam meinen Schlafanzug angezogen und wurde vor meinem Transportanhänger zur Übernachtung an Heringen festgebunden.

19.07.: Erster echter Wertungstag

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In der Rückschau konnten T und ich einen mehr oder minder erfolgreichen Tag erleben. Beim Gridaufbau nach der vorgegebenen Ordnung sah der Himmel über uns noch sehr trübe aus, doch schon kurz vor der angesagten Startbereitschaft rissen die Wolken auseinander und wir sahen zwischen den Wolkenlücken den blauen Himmel. Um 12:15 Uhr ging es tatsächlich los, es wurde gestartet. Zunächst mit mir in der Offenen Klasse, und kurze Zeit später startete auch die T.

Startreihenfolge... So sollen wir alle nacheinander raus.

Hierzu mal ein kleiner Exkurs, was eigentlich "Offene" und  andere Klasse bedeutet:

Je nach Bauart des Segelflugzeuges werden diese in verschiedenen Klassen gewertet. Hauptkriterium ist die Spannweite, daneben gibt es noch einige andere Eigenschaften die für die Klasseneinteilung wichtig sind. Offene Klasse bedeutet, dass die Spannweite, das ist die Länge von Flügelspitze bis Flügelspitze, beliebig groß sein darf. Die größten Segelflugzeuge haben 30m Spannweite, das ist so viel, wie ein Flügel des A380 lang ist. Dazu dürfen diese Flugzeuge sich - so wie ich -  mit Wasser schwerer machen, was uns größere Fluggeschwindigkeiten bringt. Dann gibt es die Doppelsitzerklasse, das sind alle zweisitzigen Segelflugzeuge, wobei die Spannweite nicht mehr als 20m sein darf. Die Clubklasse darf kein Wasser mitnehmen (außer das zum Trinken für die Piloten), die Spannweite ist dabei nicht begrenzt. Diese drei Klassen fliegen den Wettbewerb in Lüsse mit.

Startaufbau und letzte Vorbereitungen

Hurra, wir waren in der Luft und stiegen mit laufendem Motor auf eine Höhe von 600m. Diese Höhe hat auch die Wettbewerbsleitung festgelegt und gilt für die selbst startende Flugzeuge wie mich und natürlich auch für die vielen, vielen Segelflugzeuge ohne Motor. Die T hat keinen Motor und wurde deshalb von einem Motorflugzeug auf die Höhe von 600m geschleppt.

Die Luft flimmert bei der Hitze: T im Schlepp

Nachdem Gerrit meinen Motor aus gemacht und meine Antriebseinheit nach hinten in meinen Rumpf gefahren hat, wirkte meine Mannschaft doch ein bisschen angespannt. Ohne Motor fliegt ein Segelflugzeug ja ständig nach unten und wenn man länger fliegen möchte, dann muss der Pilot Gebiete finden, in denen die Luft nach oben aufsteigt. Solche Stellen nennen die Piloten einen Bart oder Thermikgebiet. Würde mein Pilot überhaupt keinen Bart finden, könnte er meinen Motor wieder anmachen oder müsste mich auf dem Flugplatz oder einem Acker landen lassen.

Heute war die Thermiksuche aber kein Problem und wir stiegen nach kurzem Suchen in der kräftigen Thermik auf ca. 1000m. Dabei redete Gerrit ständig über Funk mit einer meiner Brüder, dem Arcus T mit dem Kennzeichen GN. In ihm sitzen Gerrits langjähriger Teampartner Lars Hagemann mit seinem Copiloten Sören. Wir beide, die GF und die GN, wollen nämlich den ganzen Wettbewerb als Team gemeinsam fliegen und sich dabei gegenseitig die Bärte zeigen.

Das Teamfliegen hat heute über weite Strecken der knapp 400 km langen Flugaufgabe mehr oder weniger gut funktioniert. Laut Aufgabe durften wir heute von Lüsse aus in Richtung Harz nach Osterwieck, dann nach Sömmerda in Thüringen und von dort wieder zurück nach Lüsse. Aus einem mir unbekannten Grund durfte ich aber selten auf der selben Höhe wie GN fliegen, was ich und mein Pilot viel lieber gemacht hätten, aber die GN hat die meisten Bärte früher und/oder besser gefunden als es bei uns der Fall war. Das führte letztendlich dazu, dass die GN südlich von Köthen am Ende eines Bartes 250m höher als ich war und damit die Höhe für den Heimflug hatte. Mein Pilot und ich mussten alleine nach weiteren Bärten suchen und kamen deshalb etwas später in Lüsse an.
Für einen ersten Wertungstag ist aber das Ankommen das Schönste und Wichtigste.

Was die T nach dem Start so erlebte, darf sie natürlich selbst erzählen:

Nach einiger Wartezeit im Grid, da ja die beiden anderen Klassen vor mir starteten, ging es los. Hinter der Schleppmaschine (einer "Wilga") startete ich. Mein Pilot Florian und ich sollten mindestens 2 Stunden unterwegs sein. Erst Richtung Haldensleben und dann in den Süden und wieder nach Hause, die Strecke musste in den 2 Stunden möglichst groß werden. Die Aufwinden trugen uns bis zu einer Höhe von 1300 m und waren recht kräftig. Leider hat sich mein Pilot einmal verschätzt und wir kamen tiefer als gewünscht, so dass wir recht viel Zeit brauchten um wieder in größere Höhen zu gelangen. Die Aussicht mit den Wolken war grandios, auch meine Bodencrew bewunderte die Optik (und wie ich nachher gehört habe, wäre sie gern selbst geflogen). Um viertel vor fünf landeten wir wieder wohlbehalten in Lüsse am Flugplatz. Mit der Wertung war mein Pilot recht  zufrieden, nur die Abgabe der Datei mit den GPS-Punkten war etwas hakelig,  da natürlich alle Piloten gleichzeitig ihre Dateien übermitteln wollten. Danach wurde ich wurde liebevoll gewaschen und im Anhänger "zu Bett" gebracht. Und so warte ich jetzt auf den neuen Wertungstag.

Abends hatten wir einen grandiosen Vollmond zu bewundern, unter dessen Schein ich nächtigte und die klare Luft verspricht einen guten nächsten Wertungstag.

20.07.: Affenhitze, aber gute Thermik

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LS-1 "T" berichtet heute als erste...

Der Tag begann mit einem strahlend blauen Himmel, kühler Luft und vom Tau befeuchteten Rasen, also mit den Zutaten, die einen guten Segelflugtag versprechen. Entsprechend groß waren die Aufgaben, die im täglichen Briefing gestellt werden.

Die Clubklasse startete heute als 2. der drei Klassen, da die Reihenfolge gemäß der Gridordnung jeden Tag wechselt. Mein Pilot und ich schwitzten in der Startaufstellung, denn es war recht heiss (wobei nichts im Vergleich mit  Süddeutschland, wo es nochmal 8-10 Grad Celcius wärmer war). Der Himmel mit seinen flauschigen Wolken sah richtig gut aus - es verspricht also trotz der Wärme ein guter Tag zu werden. Aufgabe der Club-Klasse war eine Strecke von 361 km möglichst schnell zu umfliegen, wobei hier keine  gerade Strecke ausgeschrieben wird, sondern solche Aufgaben meist die Form eines Dreiecks haben. Das Dreieck wird über markante Punkte am Boden -die Wendepunkte- festgelegt. Nach dem Start ging es auch gleich los. Aufpassen hiess es auf dem ersten Teil der Strecke, wo ein Luftraumbeschränkungsgebiet lag, in das auf keinen Fall eingeflogen werden darf. Fliegt man trotzdem rein, ist der Flug zu Ende und wird dann nicht mehr gewertet. Bei einem weiteren Vergehen dieser Art wird man vom Wettbewerb ausgeschlossen - also bloß weg bleiben. Klappte auch ganz gut.

Nur die vielen Mücken in der Luft störten mich erheblich, da kann ich einfach nicht mehr so gut fliegen. Gut dass mein Pilot mittels einer gespannten Schnur die Mücken ab und an entfernen kann. Während des Fluges wurden die Wolken langsam weniger, dafür wurde deren Höhe größer. Das bedeutet, dass ich weniger oft in der unter den Wolken aufsteigenen Luft kreisen musste und damit länger geradeaus fliegen konnte. Denn Strecke legen mein Pilot und ich nur zurück, wenn wir geradeaus fliegen und nicht über einer Stelle kreisen. Trotzdem dauerte es mehr als 4 Stunden bis wir die Strecke hinter uns gebracht hatten und wieder in Lüsse gelandet sind.

Und so sieht der Arcus den Tag:

Die Offene Klasse, also GN und ich, sollten von Lüsse aus in den Norden nach Plau am See, dann mit einem kleinen Knick über Nahrstedt bei Gardelegen in den Süden nach Wolfen und von dort wieder zurück. Das ergibt eine Flugstrecke von rund 428 km. Solche Streckenlängen verbunden mit dem passenden Wetter machen uns, den Flugmaschinen und deren Besatzung, natürlich richtig Spaß. Mit unserem Start um 10.44 Uhr begann das Vergnügen.

Zu Anfang lief alles nach Plan und wir, die GN und GF, kamen mit einer mittleren Reisegeschwindigkeit von knapp 120 km/h prima voran. Je weiter wir aber nach Norden kamen, desto mehr standen die Bärte weiter auseinander und ließen sich auch nicht mehr so leicht finden. So kam es, wie wir es nicht wollten. GN packte einen Bart bei Kyritz in Nordbrandenburg deutlich besser als ich und stieg schneller und höher als es mir und meinem Piloten gelang. Von da an flogen wir nicht mehr als Team, sondern jeder für sich. Wir sind beide wieder in Lüsse angekommen, aber es gab viele Flugzeuge, die die Aufgabe deutlich schneller erfüllte hatten als wir. Dies schlug sich natürlich dann auch in der Tageswertung nieder, die man sich hier für die Clubklasse und offene Klasse ansehen kann.

Meine Mannschaft war mit dem Tagesergebnis nicht so zufrieden, freuten sich aber trotzdem auf den nächsten Wertungstag.

Abendstimmung nach einem warmen Tag in Lüsse

Nach getaner Arbeit wurden wir Flugmaschinen natürlich gewaschen und in die Transortanhänger oder unter unsere wetterfesten Bezüge gepackt. Unsere Piloten müssen dann immer noch ein paar weitere Arbeiten erledigen. So müssen unsere Batterien für den Betrieb des Funkgerätes, des Loggers und des Navigationscomputers an ein Ladegeräte angeschlossen werden. Zum Abschluss des Tages werden dann noch die Daten unserer Flüge an die Auswerter des Wettbewerbes übermittelt. Erst danach dürfen sich auch unsere Mannschaften entspannen und Feierabend machen.

21.07.: Nix mit Thermik

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Der heutige Kommentar von der LS-1 ist eher kurz.

Der heutige Tag war aus meiner Sicht extrem langweilig: ich stand den ganzen Tag im Anhänger, keiner kam vorbei um nach mir zu sehen oder gar zu fliegen. Denn obwohl eine Startaufstellung (die Gridorder) ausgehängt worden war, wurde heute keine Aufgabe ausgegeben und die Piloten nach dem üblichen Morgenbriefing entlassen. Der Grund waren zum einen die angesagten Gewitter und Schauer, und zum anderen die Wolkenschicht, die über dem Flugplatz lag. Hierunter konntem sich einfach keine warmen Aufwinde entwickeln.

Und so ist mein Pilot und seine Crew dem Flugplatz enflohen und hat einen "Zielflug" im Tiefflug gemacht: Vom Flugplatz "Altes Lager" zum Flugplatz "Reinsdorf".
Schliesslich kommt man ja nicht so schnell wieder so nahe an den Fläming-Skate, der für das Befahren mit Inlineskates gemacht ist und wohl richtig Spass macht. Und so wurde nach 32 km die Strecke mit einem Eis beendet und der Pilot wieder nach Hause geholt. Für morgen gilt immer noch die gestern ausgegebene Startaufstellung und die Wettervorhersage sieht auch wieder gut aus. Ich darf wohl wieder fliegen!

22.07.: Flämingrennen...

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Die LS1 berichtet...

Meine Crew rüstet mich im feuchten Gras auf, was mal wieder einen schönen und auch guten Tag verspricht. Einzig die leichte Schleierbewölkung (in Fachkreisen "Cirren" und "Stratus" genannt) stört die Aussicht. Allerdings stehen zur Startbereitschaft schon wieder die feinsten Schäfchenwolken am Himmel, die gute Aufwinde versprechen.

Im Briefing wurden den Piloten aller Klassen Aufgaben gegeben, die ein Flämingrennen versprechen: Die Club-Klasse soll den Fläming abfliegen, also ich bis Cottbus, mein Kollege GF und sein Partner GN aus der Offenen Klasse bis nach Budachow in Polen hinein. Damit habe ich 317km und die anderen mit dem zweiten  Wendepunkt bei Weisswasser in der Oberlausitz im Nordosten von Sachsen 411 km zu fliegen.

Vor dem Start informieren sich gewissenhafte Piloten über die Luftraumsituation und die Bodenverhältnissen für die Gebiete der Tagesaufgabe. Dies geschieht gemeinsam anhand der Luftfahrerkarte in einer Besprechung, in der jeder seine Gedanken und Ideen über den günstigsten Flugweg und die optimale Abflugzeit mit den Teampartner diskutiert.

Taktikbesprechung am Morgen mit einem Kaffee in der Hand

Der Start beginnt beinahe pünktlich um 12:15 und ich darf als erste starten. Die Starts folgen in rascher Abfolge, kaum habe ich die Flugplatzgrenze überflogen, als schon die 5. Schleppmaschine das Kommando zum Anziehen bekommt.

Los gehts für die LS-1: Suchbild, na wo verstecke ich mich ;-)

In kurzer Folge starten dann auch die anderen, so daß die Luft bald voll wird.

Startbereit im Grid

Die Wolken und damit Aufwinde stehen gut, etwa 1500 m hoch und ich kann eine recht gute Durchschnittsgeschwindigkeit von 78 km/h erreichen. Zwischendurch dürfen mein Pilot und ich noch die Aussicht auf die Energieversorgung geniessen: Die gigantischen Löcher im Boden der Braunkohletagebaue bei Cottbus.

Die reinste Mondlandschaft unter einem mit den Tagebauen...

Da meine Kollegen aus der Clubklasse und ich zuerst gestartet waren, und wir mit den anderen Klassen eine ähnliche Strecke hatten, trafen wir uns auch mitten auf der Strecke wieder. So sah ich einmal unter mir auch den Arcus GF kreisen. Leider wurde der Aufwind mit den anderen zusammen sehr voll, denn die offene Klasse kann einfach nicht so eng kreisen wie wir viel kleineren Cluklasseflugzeuge. Und somit trennten sich die Wege von GF und mir wieder.

Die Cirruswolken verhindern aber wohl die Gewitter, die es weiter im Westen gab und die auch deutlich zu sehen waren, uns aber nicht getroffen haben. Nach einem gemütlich lockeren Heimflug lande ich wieder wohlbehalten in Lüsse und werde von meiner Bodencrew empfangen. Diese hat gefiebert und geschwitzt, denn am Boden herrschten beinahe 30° C. Ein Teil suchte Abkühlung, sei es im Pool am Flugplatz oder im hübschen Freibad in Bad Belzig.

Mein Pilot ist mit der erreichten Leistung relativ zufrieden und begibt sich nach einer Dusche und dem obligatorischen Kampf mit den Mücken zur Ruhe. Autan sucks.

Und der Tag aus Sicht des Arcus:

Die Vorbereitungen für den Teamflug schienen auch heute wieder perfekt zu sein und trotzdem bin ich heute wieder nicht mit der GN mitgekommen. Nach jedem längerem Vorfliegen war die GN deutlich höher im nächsten Bart angekommen als ich. So macht Teamfliegen keinen Spaß, deshalb sind wir auch heute wieder die längste Strecke getrennt geflogen. Im Ergebnis führte das dazu, dass meine Besatzung und ich ganze 20 Minuten später in Lüsse gelandet sind als die GN. Gerrit und Luigi waren entsprechend frustiert. Bevor ich schlafen durfte wurden von Gerrit viele Experten persönlich oder per Telefon befragt, woran es liegen könnte, dass zwei gleiche Flugzeuge so unterschiedliche Leistungen haben. Fragt man viele Experten, bekommt man viele unterschiedliche Antworten. Wahrscheinlich war nur die, die den Flugschwerpunkt thematisierte, zutreffend. Das werden wir dann morgen sehen.

Flugzeugpflege am Abend

Nach den vielen Diskussionen wurde auch ich durch hilfreiche Kinderhände vom Staub und Fliegendreck befreit und schlafen geschickt. 

23.07.: Schwerpunktjustage

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Heute berichtet der Arcus:

Gestern Abend wurde ich ja noch lange von verschiedenen Experten begutachtet, so dass ich erst spät zur Ruhe kam. Diese Unruhe setzte sich heute morgen gleich wieder fort. Gerrit und Luigi packten mich früh aus und kippten meinen Seitenflossentank bis oben voll. Anschließend ging es wie jeden Tag wieder zur Waage. Diesmal sollte aber nicht nur mein Abfluggewicht, sondern auch meine Spornlast im Vergleich zur GN gewogen werden. Die GN und ich brachten beide 800 kg auf die Waage und die Höhe der Spornlast war ein Indiz für die Schwerpunktlage im Flug. Das Ergebnis überraschte alle. Meine Spornlast war 9 kg schwerer als die von GN. Ich war also die letzten drei Flüge jeweils mit einer viel größeren hinteren Schwerpunktlage als GN geflogen. Nun war ein wichtiger Faktor dafür gefunden, warum ich beim Gleiten nicht mit der GN mithalten konnte.


Als wir nach dem Wiegen im Grid angekommen waren, wurde also bei mir das überflüssige Wasser aus dem Seitenflossentank abgelassen, indem die Abklebungen der entsprechenden Löcher entfernt wurden. Das ergab dann ein schön anzusehendes Wasserschauspiel.

Arcus muß Pipi...

Leider hatte sich gestern beim Anzeiehen meines Schlafanzuges mein rechter Mückenputzer in dem Bezug verhakt und ist dabei zerbrochen. Gott sei Dank hatte der GN-Pilot Lars Ersatzmückenputzis mitgebracht, so dass mir im Grid stehend noch ein anderer Putzi montiert werden konnte. Mit diesen Modifikationen begann der 4. Wertungstag.

Die Aufgabe war eine so genannte Assigned Area Task (AAT), in der die Wettbewerbsleitung auch Wendepunkte festlegt, aber zusätzlich um jeden Wendepunkt ein kreisförmiges Gebiet bestimmt, in dem jeder Pilot selber entscheiden kann bzw. muss, wo er oder sie wendet, um zum nächsten Wendegebiet zu fliegen. Zusätzlich wird eine minimale Flugdauer festgelegt. Bei solch einer AAT fliegt also jedes Flugzeug eine andere Wertungsstrecke und mit der Mindestwertungszeit oder der tatsächlich darüber hinaus gehenden Flugzeit ergibt sich dann die Wertungsgeschwindigkeit.

Für die Offene Klasse sollte es innerhalb von drei Stunden nach Spremberg in der Niederlausitz, von dort in das polnische Rzeping und dann auf geknickter Bahn wieder nach Lüsse gehen. Die kreisförmigen Wendegebiete hatten jeweils Radien von 35 km, so dass man in den drei Stunden Strecken von 264 km bis zu 512 km hätte fliegen können. Bei den Entscheidungen, wo ein Flugzeug gewendet wird, ist es besonders wichtig, so zu wenden, dass man nicht vor Ablauf der Mindestflugzeit wieder zu Hause ist. Die Mindestflugzeit ist bei der Berechnung eben die Zeit, die mindestens bei der Berechnung der Wertungsgeschwindigkeit benutzt wird und eine kleinere Geschwindigkeit ergibt weniger Tagespunkte. Leider ist genau das meiner Mannschaft und der GN passiert. Wir waren 15 Minuten zu früh wieder in Lüsse. Das Gute an dem heutigen Tag war aber, dass ich zum ersten Mal mit der GN mithalten konnte. Wir sind gemeinsam abgeflogen und gemeinsam angekommen!

Einschweben zur Landung

Zum Ende der Startphase für die Offene und die Doppelsitzer-Klasse hatte sich vorübergehend der Himmel über Lüsse so eingetrübt, dass es aussichtslos gewesen wäre, auch noch die Club-Klasse zu starten. Deswegen wurde dieser Tag für die Club-Klasse neutralisiert. Somit hat die T heute nichts wettbewerbsrelevantes zu berichten. Da die Flugbegesiterung dennoch groß war, hat sie ohne Wertung noch einen Gaudiflug unternommen, um wenigstens mal "oben" gewesen zu sein.

Abendstimmung beim Bergfest.

Der krönende Abschluss dieses Tages war dann für alle Mannschaften das so genannte Bergfest, zu dem es ein sehr leckeres warmes und kaltes Buffett mit anschließendem gemütlich Klönschnack in einer lauen Sommernacht gab.

24.07.: Mückenputzer Teil 2...

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Der Bericht der LS-1 für heute

Nach Blick in die Gridorder heute morgen stellte mein Pilot Florian fest, dass die Position der Klasse nach ganz vorne gerückt ist, ich aber innerhalb der Klasse immer noch hinten stehe. Denn nach jedem geflogenen Tag wird die Reihenfolge sowohl der Klassen im Feld als auch die Flugzeuge in der Klasse rotiert. Die Luftaufnahmen zeigen den Gridaufbau des Vortages. Da standen die Doppelsitzer vorn, die Offene Klasse in der Mitte und die Club-Klasse hinten.

Die Startaufstellung von gestern...

...und hier noch einmal etwas größer

Für die Clubklasse waren knapp 320km in Richtung Norden ausgeschrieben, denn dort sollte laut Wettbewerbsmeteorologe das bessere Wetter sein. Schlecht zu fliegen war es auf jeden Fall nicht. Allerdings hat sich mein linker Mückenputzer (das ist der Halter für die gespannte Schnur zum Putzen) verabschiedet, was meinen Piloten doch sehr irritiert hat. Damit hat nicht nur der GF Probleme mit dem Putzer...

Nach der Landung wurde ich wie immer gewaschen und im Transportanhänger verstaut, allerdings hat mein Pilot mir vor dem Verstauen den zweiten Putzer auch abgenommen. Wenn, dann halt gar keine. Und im Gegensatz zum GF hat hier auch keiner Ersatz. Muss halt ohne gehen.

Vorbereitung des heutigen Fluges...

Ansonsten war der Tag einfach viel zu heiss und ich konnte auch überhaupt nicht weit sehen, da die Luft recht feucht ist. Die Bodencrew kämpft mit dem Kreislauf und dem Wasserhaushalt, wer kann begibt sich in den am Flugplatz bereitstehenden Pool oder ins Schwimmbad. Hoffen wir auf eine kühlere Nacht und einen besseren nächsten Tag.

So erging es dem Arcus:

Heute war der erste Tag, an dem Gerrit und Luigi mich völlig entspannt ausgezogen, mich mit geringen Mengen Wasser befüllt, zur Waage gezogen  und anschließend ins Grid gestellt haben. Während der Prozedur freuten sie sich auf ihr Frühstück und einen schönen Flugtag. Der Flugtag war dann auch für mich sehr entspannt. Ich konnte locker mit GN mithalten. Unsere Aufgabe war mit 315 km im Nachhinein verhältnismäßig kurz, denn das Wetter entwickelte sich deutlich besser als es der Meteorologe im Briefing vorhergesagt hatte. Ich durfte von Lüsse aus nach Nordwesten zwischen Stendal und Gardelegen, von dort nach Nordnordost in Richtuing Mecklenburgische Seenplatte und wieder zurück.

GN und ich waren fix unterwegs und nach der Landung auf unsere geleistete Geschwindigkeit von ca. 120 km/h ziemlich stolz. Allerdings waren die "echten" Flugzeuge der Offenen Klasse mit knapp 140km/h deutlich schneller. Ein Doppelsitzerflugzeug wie ich vom Typ Arcus M ist mit seinen 20 Metern Spannweite eben doch kein richtiger Offene-Klasse-Flieger, die 25m und mehr Spannweite haben... Schneuf ;-)

Ansonsten haben wir es heute hinbekommen, einmal ein Foto von allen Piloten und Rückholern aufzunehmen. Das sind wir:

Die Crew: Arcus "GF" Helfer Kersten, Gerrit, Luigi, Florian und LS-1 "T" Helfer Alois

Die genauen Tageswertungen gibt es hier für die Club- und Offene Klasse zu sehen.

25.07.: Lausitzrallye

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Der heutige Tag aus Sicht des Arcus:

Der Tag begann für mich wie die Tage zuvor. Heute stand die Offene Klasse vorn und ich innerhalb der Offenen Klasse in der ersten Reihe. Das bedeutete, wir mussten als Erste starten, was eigentlich nichts Schlimmes ist. Das Briefing ging heute genau so lang wie sonst auch, aber aus einem nicht erklärten Grund hatte es die Sportleitung eilig und setzte die Startbereitschaft auf 11.00 Uhr fest. Wir hatten also für unsere Vorbereitung genau 30 Minuten und das ist verdammt knapp. Wir kamen also in Stress, waren gerade fertig geworden, da kam der Funkspruch, dass der Start um 15 Minuten verschoben wird und wir konnten uns entspannen. Der Stress wäre vermeidbar gewesen...

Briefing in der Halle in Lüsse

Die Aufgabe, die ich heute fliegen durfte, war interessant. War die Aufgabe gestern ziemlich kurz, so hatte die Sportleitung heute mit 487 km richtig zugeschlagen. Auch der Flugweg begeisterte mich, denn es ging von Lüsse nach Südosten in die Oberlausitz und dann über die Grenze nach Wegliniec in Polen. Auf diesem ersten Teil der Aufgabe hatten sich mein Pilot und der von GN einmal unzureichend über Funk abgesprochen und schwupps war die GN mal wieder höher und wir sind knapp 100 m voneinander getrennt geflogen. Bloß gut, dass man mit dem nächsten Wendepunkt einen Ort hat, wo man sich wieder treffen kann. Von da ging es gemeinsam auf geknickter Bahn nach Norden über die polnischen Waldgebiete mit wenigen Außenlandemöglichkeiten. Wir waren aber immer so hoch, dass wir keine Sorgen hatten. Der dritte Wendepunkt war Osno Lubuskie, von dem es aus dann wieder nach Westen auf geknickter Bahn südlich an Berlin vorbei, nach Lüsse ging. Der Flug verging wie im Fluge ;-) und wir waren letztendlich mit einer gewerteten Schnittgeschwindigkeit von rund 107 km/h wieder zu Hause. Aber auch heute waren die "echten" Offene-Klasse-Flieger wieder rund 15 km/h schneller als ich. Meine Mannschaft war aber trotzdem mit diesem interessanten und langen Flug von mir zufrieden.

Und die LS-1 ergänzt noch ihre Sicht der Dinge:

Heute sah das Wetter für mich als Club-Klasse-Flieger wieder recht brauchbar aus. Die erwarteten  Höhen der Wolken wurden vom Wetterfrosch im Briefing mit 1500m geschätzt,  was auch ganz gut hin kam.

Meine Klasse war heute als zweites dran, da wir ja einen Tag nicht geflogen waren, während die beiden anderen Klasse ran mussten (siehe Samstag). Und so absolvierten mein Pilot und ich unsere beinahe 300 km über den Fläming, wie gehabt bis kurz vor Cottbus und dann irgendwo in den Bereich der renaturierten Tagebaue nördlich von Hoyerswerda. Elsterheide sagte er. Gut dass mein Pilot immer weiss, wo es langgeht, bei soviel Mondlandschaft kann einem schon ganz anders werden. Die Tagebaue sind nämlich nicht landbar und ziemlich groß. Die Frau meines Piloten sagt, dass sie diese  Ecke leider zu gut kennt, sie musste dort mal auf einem kleinen Ultraleichtflugplatz landen. Das ist aber eine andere Geschichte...

Florian vermisste außerdem die Mückenputzer, er hätte bestimmt dreimal geputzt, wenn er welche gehabt hätte. Allerdings ging es dann doch irgendwie ohne.

Als wir wieder nach Hause gekommen sind, wurde ich schon mit einem vorbereiteten Anhänger empfangen, hier waren fleißige Kinderhände am Werk.  Mein Pilot bekam gleich etwas zu trinken, bei der Hitze sinnvoll. Und wir mussten uns mit dem Abrüsten beeilen, denn es zog eine große, dunkle Wolke auf den Flugplatz zu, die Regen und Gewitter versprach. Als die Gewitterwolke den Platz erreichte, war ich bereits sicher verstaut und konnte mich ausruhen.

Mal sehen, was der Tag morgen bringt. Die Aussichten sind ja nicht so dolle...

26.07.: Letzter Wertungstag und Wettbewerbsende

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Der Arcus faßt den Tag zusammen:

"Hat eine freie Erhebung von der Erde durch die Fliegekunst stattgefunden - so erscheint es nicht schwer eine große Geschwindigkeit in der Luft selbst zu erreichen." So lautete das Zitat von Otto Lilienthal, dessen erster freier Flug nun 125 Jahre zurückliegt. Mit diesem Zitat wurde mein Pilot und seine Kollegen heute morgen unter einem wolkenverhangenen Himmel vom Wettbewerbsleiter begrüßt.

Angesichts der Wolken schien es fraglich ob "eine freie Erhebung von der Erde" heute noch stattfinden würde. Doch der Wetterfrosch machte Hoffnung, dass zu Mittag selbige vonstatten gehen könnte. Demnach wurden unseren Piloten Aufgaben gegeben, die alle in Richtung Nordwesten zeigten. Und davon auch noch gleich zwei: Die A-Aufgabe für besseres Wetter und eine B-Aufgabe falls auf das gute Wetter noch ein wenig gewartet werden müsste. Und so kam es auch. Die ursprünglich für 12.30 Uhr angesetzte Startbereitschaft wurde noch zweimal verschoben und ich durfte erst um 13:30 Uhr tatsächlich starten.

Gestern musst ich ja als Erstes ran, heute kam die ausgleichende, aber schwer zu ertragende, Gerechtigkeit. Nach dem zweimaligen Verschieben der Startbereitschaft musste ich mit ansehen, wie alle anderen, aber wirklich alle anderen vor mir mit dem Fliegen beginnen durfte. Ich stand nämlich mit den anderen Offene-Klasse-Fliegern im Grid ganz hinten und durfte mich erst als Allerletztes in die Luft erheben. Aber dann lief es richtig gut.

Die Aufgabe war mit der B-Aufgabe die "zweite Wahl" und ziemlich klein. Die Strecke führte mich zu einem kleinen Ort südlich von Wittenberge, dann nördlich von Rathenow und wieder zurück. Insgesamt waren das nur knapp 218 km. Für schnelle Flugzeuge, wie die der Offenen Klasse, sind solche Streckenlängen keine wirklichen Herausforderungen.

Der Teamflug mit GN klappte heute 100% und wir zeigten unseren Piloten auch ganz häufig, wo der Bart aufstieg, so dass wir nie lange den genauen Aufwindkern suchen mussten. Das macht schnell und so erreichten wir an diesem letzten Wertungstag unsere beste Tagesplatzierung mit Platz 11 bei 35 teilnehmenden Offene-Klasse-Flugzeugen. Im direkten Vergleich zum Tagesschnellsten waren wir nur 9 km/h langsamer. Von solchen Ergebnissen hatten wir vor dem Wettbewerb geträumt.

Zusammen mit GN durch die Lüfte ziehen...

Und auch die LS-1 resümiert zum letzten Wertungstag:

Bei der Warterei bis zum tatsächlichen Start kam ich mir mit meinen Club-Klasse-Flugzeugen etwas vernachlässigt vor, da ich die ganze Zeit ohne menschliche Betreuung im Grid warten musste, weil mein Pilot noch am Campingplatz mit den anderen fachsimpelte. Er wurde dann etwas hektisch, da er ja den Logger nochmal umprogrammieren musste, um die B-Aufgabe einzugeben. Diese führte von Lüsse nach Stendal und dann Richtung Berlin und wieder nach Hause.

Die Thermik erwies sich dann durchaus als uneinheitlich, vor allem bei Brandenburg gab es eine echte "Bremse": Nur 1 m/s Aufwind. Pfui! Sowas hält echt auf. Und mein Pilot schimpfte angesichts der engen Aufwinde über all diejenigen, die meinten auch mit sehr flachen Kreisen Höhe gewinnen zu können. Aber ansonsten waren die Aufwinde kräftig, obwohl die Untergrenze der Wolken eher tief war: Nur 1200 m. Dementsprechend langsamer waren alle Flüge.

Wir landeten nach Erfüllen der Aufgabe wieder in Lüsse, und das ohne irgendwelche verbotenen Lufträume berührt zu haben - ein Glück oder Können, das gestern nicht jedem gegeben war. Einige Kollegen meiner Klasse haben ihren Flug dadurch beendet, dass sie in Beschränkungsgebiete eingeflogen sind.

Nach der Befreiung von Mücken und Staub wurde ich im Anhänger verstaut und alle sind sich einig, dass heute der letzte Wertungstag war. Für morgen sind Gewitter und Schauer angesagt und die Crew macht sich schon daran alles regenfest zu machen.

Und so endet ein netter Wettbewerb für mich! Ein großes Dankeschön auch an Piloten und Crew von GF und mir.
 
Dieser Wettbewerb war im Nachhinein vom Wetter verwöhnt. Es kommt nur ganz selten vor, dass ein Wettbewerb bei neun Wettbewerbstagen tatsächlich sieben Wertungstage mit teilweise sehr gutem Wetter beschert bekommt.

Zum Schluss unserer Berichte kommen noch diese Informationen:

In den sechs Tagen, die die Club-Klasse geflogen ist, hat die LS1c mit dem Wettbewerbskennzeichen T reineweg nur mit Sonnenenergie eine Strecke von 1656,9 km zurück gelegt und war dafür insgesamt knapp 23 Stunden in der Luft.

Der Arcus M mit dem Wettbewerbskennzeichen GF flog in sieben Tagen nur mit Sonnenenergie 2491,4 km und verbrachte dabei etwas mehr als 24 Stunden in der Luft.