Der erste Tausender von Wilsche aus
Wir schreiben den 06.07.2015. Gestern ist in Braunschweig gefühlt fast die Welt untergegangen, so einen Gewittersturm hat es gegeben. Die damit verbundenene Kaltfront hat allerdings, zumindest nach Aussage der einschlägigen Wettermodelle, eine knackige Luftmasse mitgebracht, die heute richtig große Strecken ermöglichen soll.
Nico und Dennis ist das auch nicht entgangen. "Machen... und nicht labern" müssen sich die beiden Vereinsflieger gedacht haben, schnappten sich unseren nagelneuen Vereins-Arcus und zogen los. Am Ende des Tagen standen 1000km von Wilsche aus in der Bilanz. Das ist nicht nur der weiteste Flug unserer beiden Nachwuchsflieger, sondern die größte Strecke, die jemals von Wilsche aus geflogen wurde. Herzlichen Glückwunsch Euch beiden!!!
Zu Hause nach 1005km und mehr als 10 Stunden Flugzeit.
Für alle, die an dem Tag nur sehnsüchtig nach oben oder ins Livetracking bei skylines geschaut haben, hat Nico noch einen mitreißenden Bericht verfaßt, den wir hier natürlich niemandem vorenthalten wollen.
1000 Kilometer mit einem Segelflugzeug...Ein Traum, der gestern in Erfüllung ging.
Nach 10 Stunden und 52 Minuten landeten wir erfolgreich nach 1005 Km wieder auf dem heimischen Flugplatz. Das war somit unser längster und weitester Flug überhaupt; sogar der größte Flug von Wilsche aus, der jemals geflogen wurde. Echt Genial !
1000km - im OLC dokumentiert.
Doch der Reihe nach... Los ging die Geschichte schon etwas eher. Bereits einige Tage vorher stand fest, dass Montag ein guter Tag wird. Eine Kaltfronst soll am Sonntagabend durchziehen und Topmeteo sagte am Sonntag 700-800 Km vorher, allerdings sollte es mit 35-40 Km/h doch etwas windig werden.
Nachricht von Dennis am Sonntag. Meinen bisherigen Rekord von 700Km direkt um 300 Km überbieten? Klinkt nach ‘nem Plan :-)
Um 7:30 trafen wir uns demzufolge auf dem Flugplatz. Die Wahl für das Sportgerät war dann auch schnell getroffen: Unser neuer Vereinsarcus soll es werden. Als Eigenstarter mit der notwendigerweise hohen Flächenbelastung ist er wunderbar für dieses Vorhaben geeignet. Also haben wir den Arcus schnell und komfortabel an zweiter Stelle aus der Halle gezogen und zum Tanken gefahren. 570Kg Leermasse schiebt man nicht mal eben durch die Gegend…
Alles für die Flächenbelastung ;-)
Damit es auch richtig schnell vorangehen kann, tankt Dennis fleißig Wasser in die Flächen. Fehlendes Körpergewicht muss ja irgendwie ausgeglichen werden J Zur Sicherheit gab es auch noch ein paar Liter Treibstoff, falls uns doch die Thermik im Stich lassen sollte.
Um 9:37 Uhr starteten wir. Leider ist dies für das geplante Vorhaben von 1000km schon recht spät. In 500 Metern Höhe wird der Motor hinter uns wieder leise, jedoch war die Wolkenbasis in der Höhe schon erreicht, leider. Also drehten wir ein bis zwei Kreise und stellten fest, dass es zumindest nicht sinkt…immerhin ein Gutes!
Also sind wir einfach zur nächsten Wolke losgeflogen, ujm mal zu schauen, wie es geht. Das Ziel war klar: nicht Kreisen, lieber das Steigen im Geradeausflug mitnehmen und „gaaanz langsam“ vorfliegen…Naja, das ist beim Arcus auch relativ, verglichen mit anderen Flugzeugen: Das beste Gleiten liegt halt bei 130km/h. Mit dem Wind im Rücken Kurs Richtung Ost ergab das eine Groundspeed von 165Km/h – nicht schlecht! Kurz vor Brandenburg haben wir die erste Wende gesetzt – viel weiter als vorher gedacht.
Die Basis ist mittlererweile auf stolze 800 Meter angestiegen. Als hoch kann man das immer noch nicht bezeichnen – dafür konnte man das Steigen gut im Geradeausflug mitnehmen. Kreisen mögen anscheinend alle Flugzeuge mit Wölbklappen nicht so gerne, so hab ich zumindest den Eindruck, da sie einen dann direkt mit 3 Meter Saufen bestrafen J Also einfach geradeaus unter die Wolke hängen und Strecke und Höhe gewinnen – Funktioniert!
Auf dem Rückweg von Brandenburg.
Die Basis liegt immer noch gerade bei 900 Meter. Die Steigwerte sind dafür eher schwach. Dafür gibt es sehr gute Aufreihungen, die man mit 800 Kg Fluggewicht gut ausnutzen kann :-)
Die 190km des zweiten Schenkels nach Hodenhagen dauerten recht lange: 2,5 Stunden mußten wir uns gegen den Wind vorkämpfen, um genau zu sein. Dafür legten wir die 290 Km des dritten Schenkels Richtung Tropical Island dank Rückenwind in nur 2 Stunden zurück. Das liefert uns eine stolzen Schnittgeschwindigkeit von 142km/h Schnitt und nur 10% Kurbelanteil! Wahnsinn, wenn es so weiterginge...
Tropical Island südlich Berlin. Die (richtig) guten Reihungen standen leider im Charlie von Berlin.
Die Reihungen waren hier zwar vorbei, dafür brachte der Fläming das gewohnt gute Steigen und katapultierte uns auf 1600 Meter. So konnte der Flug entspannt weitergeführt werden.
5m/s: Die Varios sind beide am Anschlag
Nach ca. 6 Stunden Flugzeit hieß es auf einmal „noch 2 Kilometer…“ Voll Konzentriert aufs Kurbeln fragte ich Dennis: „…und dann?“ „Ja dann haben wir die 600 Kilometer geschafft! “ Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet: Es ist 15 Uhr, noch 300Km bis nach Hodenhagen, Wahnsinn! Über der Elbe erreichten wir die nächsten Reihungen und so ging es größtenteils im Geradeausflug weiter J
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Etwas gelangweilt schalteten wir auf Bremen Information. Dort war Unterhaltung garantiert ;-)))
Es verlief in etwa wie folgt:
Pilot: Ist die TRA 123 heute aktiv?
Bremen: Die TRA 123 ist frei. Jedoch ist diese 2000ft über ihnen?!?
Pilot: Mein Rechner sagt die beginnt in 8000ft!
Bremen: Nein, die beginnt erst in 10.000ft, da sind ihre Karten aber mindestens 10 Jahre alt!
Pilot: Komisch, mein Rechner sagt 8000ft.
…Kurze Pause…
Pilot: Also ich habe grade nochmal in die ICAO Karte geschaut. Da stehen die 10.000ft drin…
Bremen: Jaa, natüüürrrlich ;-)
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Danke für die Rote Basecap…Wem auch immer die gehören mag… J
Gute Optik Richtung Nordwesten
So langsam aber sicher neigt sich der Tag dem Ende entgegen. Auf dem Zähler stehen inzwischen 895Km. Jetzt wird es noch mal richtig spannend. Das Wetter läßt sich aber noch nicht lumpen, hier stehen noch gute 1,5 Meter Steigen um 19:01Uhr! Den Wasserhahn haben wir schon geöffnet und sind jetzt immerhin stolze 50 Kg leichter. Kurz vor Hodenhagen gibt es dann die letzte kleine Wolkenstraße des Tages, die uns noch einmal mit immerhin 0,2 -0,3 m/s Steigen verwöhnt.
Nach 300 geflogenen Kilometern von der Cargolifterhalle drehen wir um und nehmen Kurs auf Wilsche. Noch 65 Kilometer gilt es zu fliegen. Im Kopf überschlagen wir es kurz: Es fehlen noch 10 Kilometer, die wir über unseren Platz hinaus gleiten müssen, damit wir am Ende auf den vierstelligen Wert kommen. Bei MC0.0 fehlten also 300 Meter, das wird etwas arg knapp. Aber es gibt noch zwei Wolken vor uns. Und tatsächlich, die erste hebt uns kurz mit 2 Metern an.
„Kreis Ein!“ kam der Befehl von hinten. Gefühlt im selben Moment hatte der Arcus auch schon 45° Querneigung. Das Gerät ist echt wendig, dafür daß man 20m Spannweite herumwuchten muß!
Sachtes Steigen am Abend auf dem Heimweg: Nicht viel, aber es reicht
Das Steigen pendelte sich auf anfangs 0,2m/s ein, stieg bis auf 0,4m/s an. Da kam auch noch die EB28 „GO“ zu uns in den Bart, wir waren also noch nicht die letzten in der Luft. Mit +750 Meter auf Wilsche bei MC0.0 sind wir losgeflogen – „jetzt nur noch den Knüppel gerade halten“ kam in dem Moment per WhatsApp J Nils, der uns dank Livetracking anscheinend die ganze Zeit bei Skylines mit verfolgte, wusste es auch schon…
Das reicht tatsächlich für die 1000 Kilometer!!
Unten rechts steht es: 1000 Km sind geschafft. Unglaublich, was ein spannender Flug!!
Überglücklich landeten wir wieder in der Heimat, wo uns gefühlt kurz nach dem Aussteigen zahlreiche Glückwünsche erreichten. Vielen Dank an dieser Stelle dafür :-)
Endlich Daheeme... und ein letztes Foto noch kurz vor Sonnenuntergang
Und natürlich hat man auch aus diesem Flug wieder viel gelernt: beim nächsten Arcus Flug wird mehr zu Trinken und zu Essen mitgenommen ;-)