29.10.: Kleine Jungs im Sandkasten ;-)

Geschrieben von Webmaster am .

Heute um 0600 klingelt wieder der Wecker und wir stehen hoffnungsfroh in der Erwartung eines ähnlich guten Flugtags wie gestern auf. Doch leider, leider machen uns die Wolken schon kurz nach dem Aufstehen Sorgen.

Geschlossene Wolken Richtung Berge

Leider ändert sich das nicht nennenswert, so daß wir viel Zeit zum Frühstücken, Kaffeetrinken und Überlegen haben. So ergibt sich auch gleich die Möglichkeit, unsere Sauerstoffpullen wieder füllen zu lassen. Vitja steht uns hilfreich zur Seite, so daß wir jetzt wieder 140 bar auf dem Kessel haben.

Tobias und Vitja an der Umfüllstation

Nachdem auch das erledigt ist, beginnen Rätselraten und Frustration. Aus Krnov, dem Nachbarplatz Richtung Osten, hören wir, daß die die ersten Flugzeuge in den Himmel hängen. Naja bei der Windrichtung steht auch die Föhlücke auf deren Seite, aber eben nicht bei uns. Was machen wir nun mit dem angefangenen Tag??

Die Entscheidung fällt dann, als Schleppflieger Martin verkündet, daß er einen Militärtransporter sein Eigen nennt, mit dem man ja mal bißchen herumfahren könnte. Wie wir so gedankenverloren herumsitzen, fällt uns die Entscheidung dazu nicht schwer, sieht es doch nicht mehr nach epochalem Fluggenuß aus.

Erst einmal machen wir noch Station an einer Pferdefarm, die heute eine Fuchsjagd im Sinn haben. Die Eröffnung schauen wir uns bei der Gelegenheit gleich noch an.

Fuchsjagd zu Pferde in Tschechien

Nachdem das durch ist, fahren wir nach Nove Vilemovice, einem kleinen Dörfchen direkt an der polnischen Grenze in den Bergen, in dem Schlepper Martin wohnt. Dort holt er das Gefährt aus der Bastelgarage: Ein "Pinzgauer" genannter Transporter des österreichischen Bundesheers.

Der Pinzgauer

"Lets drive a bit" heißt es und 14 Segelflieger sitzen auf. Was dann folgt, kann man sich am ehesten vorstellen wie eine Horde kleine Jungs, die einen schönen, matschigen Sandkasaten für sich entdecken. Der einzige Untrschied: Der Sandkasten ist der Wald an der tschechisch-polnischen Grenze und die Buddelschaufel ist ein Militärfahrzeug mit Geländeuntersetzung, Winde und allen möglichen Längs- und Quersperren. 100% Steigung? Juckt den Pinzgauer selbst mit 15 Mann Besatzung nicht. Damit wird der Waldspaziergang zur Erlebnistour über Stock und Stein.

Verdeck hoch so sieht man mehr!

So vergnügen wir uns eine Weile breit grinsend im Wald, bis die Kehrseite der Medaille folgt...

12-20l - je nach Untergrund - fordern ihren Tribut...

An der Tankstelle decken wir uns auch gleich noch mit Bier ein und fahren in eine nahegelegene Gaststätte zum Dinieren. Danach will es Martin noch einmal richtig wissen. Auf dem direkten Weg nach Hause? Nix da, da gibt es noch viel zu viele unentdeckte Waldwege.

Jau, endlich Matsch  bis zu den Ohren ;-)

Mitten im Wald versperren uns plötzlich ein paar gefällte Bäume den Weg. Da kommen wir nicht vorbei, aber das Fahrzeug kann selbst auf dem abschüssigen Weg sicher wenden.

Segelflieger im Wald außer Kontrolle...

Also nehmen wir eine Alternativroute, die uns Matschwege mit 40-90% Steigung hochfährt. Wir können es kaum glauben, wo sich das Gerät überall hochwühlt. An einer besonders pampogenen Stelle versagen dann aber selbst drei Achsen mit allen gelegten Sperren. Weiter geht es mit der Winde vorn am Pinzgauer. "I wanted to test it some time" kommentiert Martin das Ganze lakonisch, als wir das zeigefingerdicke Seil ausziehen und um einen nahen Baum wickeln.

Teigweicher Modder, da ist kein Weiterkommen...

...aber mit der Winde geht es

Am Ende benutzen wir die Winde nicht nur einmal, räumen mehrfach mit allen Händen gefällte Bäume von der Straße und wenden noch einmal direkt mitten im Wald, als die Sonne schon weit unter dem Horizont ist. Mangels Licht gibt es davon kaum mehr Fotos, aber der Spaß wurde entsprechend immer größer. Irgendwann kommen wir dann doch wieder aus dem Miriqudi in besiedelte Gefilde. Breit grinsend und beeindruckend von der Kraft der österreichischen Kampfsau von Fahrzeug verabschieden wir uns von Martin, der uns hier einen einmaligen Tag beschert hat. So, wie man ihn aber grinsen sieht, hat er das auch mehr als genossen, sich mit uns und der Winde durch den Wald zu arbeiten. Zum Glück geht so etwas hier in Tschechien. In Deutschland wären wir wohl schon zur Strecke gebracht worden...

Tja, Männer werden nicht erwachsen, nur die Spielzeuge werden teurer.

Was wir dann erst erfuhren, als wir wieder da waren, daß die Kollegen aus Krnov wohl Überwetter angetroffen haben. Die Welle reichte bis zum oberen Ende des Luftraums in FL235, so daß nicht wenige ihre Diamanten fliegen konnten. Zudem feierten sie am Abend noch 10 Jahre Wellenlager in Krnov, weswegen dort morgen wohl nicht allzu viel los sein wird. Tja, von unserer Seite aus ist eben bei Nordwestwind nix zu wollen, da wir dann die Staubewölkung haben. Naja, morgen ist auch noch ein Tag.